Biografie

Biografie

Justinus Andreas Christian Kerner ist heute als einer der bedeutendsten Lyriker der schwäbischen Romantik bekannt.

Er wurde am 18.09.1786 als Sohn einer Beamtenfamilie in Ludwigsburg, der damals glänzenden Residenz des Herzogs Carl Eugen, geboren. Im Kindesalter zog er mit seiner Familie nach Maulbronn, kehrte jedoch nach dem Tod des Vaters 1799 nach Ludwigsburg zurück. Dort begann Kerner schließlich eine kaufmännischen Lehre, verfasste während dieser Zeit seine ersten Gedichte und übte sich im Spielen der Maultrommel. Seine Erinnerungen aus den Jahren 1786 bis 1804 hielt er im 1849 erschienenen "Bilderbuch aus meiner Knabenzeit" fest.

1804 begann er das Studium der Medizin in Tübingen. In dieser Zeit betreute er den "geistesumnachteten" Hölderlin und umgab sich mit Freunden der lyrischen Dichtung, zu denen beispielsweise Ludwig Uhland und Gustav Schwab gehörten. Gemeinsam gaben sie das "Sonntagsblatt für ungebildete Stände" heraus. 1808 schloss er das Studium mit einer Promotion erfolgreich ab.

Es folgten ausgedehnte Reisen und Besuche bei herausragenden Persönlichkeiten seiner Zeit wie z.B. Friedrich und Dorethea Schlegel, Philipp Otto Runge, Adelbert von Chamisso, Ludwig von Beethoven. 1811 veröffentlichte er - beeindruckt durch diese Reisen - die romanhafte Beschreibung "Reiseschatten. Von dem Schattenspieler Luchs".

Ab 1810 arbeitete er als praktischer Arzt in mehreren Orten Württembergs und heiratete 1813 Friederike Ehmann, die er bereits während seiner Studienzeit kennen gelernt hatte.

1818 wurde Kerner Oberamtsarzt in Weinsberg, wo er 1822 ein Haus am Fuße des Burgbergs Weibertreu baute: das heutige "Kernerhaus". Hier lebte er mit seiner Frau, seinen beiden Töchtern und seinem Sohn Theobald.

Kerners Persönlichkeit sowie die Gastfreundschaft der Familie zogen bald darauf nicht nur seine Studienbekanntschaften, sondern auch Größen wie Nikolaus Lenau, Graf Alexander von Württemberg und David Friedrich Strauß an. Das Kernerhaus in Weinsberg wurde zum Zentrum der schwäbischen Romantik.

1826 gab er eine Sammlung von Gedichten heraus. Kennzeichnende Motive seiner Dichtung sind Schwermut, Schmerz und Melancholie, die einen Widerspruch zu seiner geselligen Lebensweise darstellen. Seine volkstümliche Art, Gedichte zu schreiben, sowie seine Naturlyrik regten u.a. Robert Schumann und Friedrich Silcher zu Gedichtvertonungen an.

Als Arzt führte Kerner eingehende Untersuchungen über das Krankheitsbild der bakteriellen Lebensmittelvergiftung durch und wurde als Erforscher der "Nachtseite der Natur" bekannt: Er widmete sich der magnetisch-hypnotischen Kur und wurde beeinflusst von Franz Anton Mesmers "thierischem Magnetismus". Kerners Forschungen auf dem Gebiet der Lebensmittelvergiftung werden heute von der Pharmazie als Pionierarbeit gewürdigt. Er beschrieb als erster die Wirkungen des Fettgiftes Botulinumtoxin.

Von 1826-1828 behandelte Kerner Friederike Hauffe, die währenddessen in seinem Haus in Weinsberg lebte. Nach deren Tod veröffentlichte er 1829 seine Literarische Gedenkstätten aus dieser Zeit in "Die Seherin von Prevorst. Eröffnungen über das innere Leben der Menschen und über das Hereinragen einer Geisterwelt in die unsere". Er wurde so zum Wegbereiter der Psychoanalyse und der Parapsychologie.

Eine zunehmende Erblindung zwang ihn, die Tätigkeit als Oberamtsarzt niederzulegen. Er starb am 21.02.1862 in Weinsberg.


ausführliche Biografien zu Justinus Kerner:

Seeber, Kurt

Grüsser, Otto-Joachim: Justinus Kerner : 1786 - 1862 ; Arzt - Poet - Geisterseher ; nebst Anmerkungen zum Uhland-Kerner-Kreis und zur Medizin- und Geistesgeschichte im Zeitalter der Romantik. - Berlin [u.a.] : Springer, 1987.