Wasserstoff-Transformation in der Region Heilbronn-Franken - Landrat Heuser will regionale Akteure zusammenbringen


Früher kam Strom aus der Steckdose und Gas aus der Leitung. Diese Gewissheit gilt in Zukunft nicht mehr, denn Strom wird knapper, und Erdgas wird mittelfristig durch Wasserstoff ersetzt. Aus diesem Grund hat Landrat Norbert Heuser als Wasserstoff (H2)-Koordinator in der Region Heilbronn-Franken gestern (17.7.) die regionalen Energieversorger zu einem Strategiegespräch in das Heilbronner Heinrich-Fries-Haus eingeladen, um mehr Bewegung in die Ermittlung des künftigen Wasserstoffbedarfs zu bringen.

„Als ersten großen Schritt in Richtung H2-Transformation Heilbronn-Franken werden wir die regionalen Akteure zusammenbringen und uns gemeinsam auf den Weg machen, die Region mit ihren Unternehmen auf das Thema Wasserstoff vorzubereiten“, betont Heuser, der dabei vom Regionalverband Heilbronn-Franken und der Wirtschaftsförderung Raum Heilbronn (WFG) unterstützt wird. Konkret soll dabei der Übergang von Erdgas- zur Wasserstoffinfrastrukturen exemplarisch für eine ganze Region dargestellt und umgesetzt werden. Unter Berücksichtigung des Wasserstoffbedarfs sollen dabei die entscheidenden Meilensteine, Hemmnisse, regulatorischen und technischen Anpassungsbedarfe im Wasserstofftransformationsprozess erarbeitet werden.

Die Transformation der Gaswirtschaft muss das Ergebnis eines engen und partnerschaftlichen Austauschs mit privaten und gewerblichen Kunden sein, mit Vertretern aus Energiepolitik und Regulierung sowie mit weiteren Akteuren der Energiewirtschaft. „Als erste wichtige Aufgabe sehen wir hier, uns sprechfähig zu machen und politische Initiativen zum Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in der Region zu unternehmen – auch im Zusammenschluss innerhalb der Europäischen Metropolregion Stuttgart“, sagt Landrat Heuser, der auch die Sprecherfunktion für die Arbeitsgruppe Wasserstoff in der Metropolregion Stuttgart innehat.

Neue Fragen, neue Unsicherheiten

Die Verunsicherung bei privaten und gewerblichen Verbrauchern ist groß, denn alle wissen: Das Thema Wasserstoff kommt. Konkret kann aber noch niemand sagen, wann, in welchen Größenordnung und zu welchen Kosten. Während sich in der Vergangenheit Kunden und Lieferanten nur über die benötigte Menge und den dafür zu entrichtenden Preis unterhielten, geht es jetzt um die Fragen:

  • Gibt es wirklich ausreichend Strom oder Gas?
  • Kann Wasserstoff überhaupt in den existierenden Prozessen eingesetzt werden?
  • Was kostet der Energieträger?
  • Wie kommt der Wasserstoff zum (industriellen) Endverbraucher?
  • Wie kann der Wasserstoff im Bedarfsfall beim (industriellen) Endverbraucher (zwischen-)gespeichert werden?

Spätestens 2040 soll Wasserstoff das Erdgas ersetzen

Nach heutigem Wissen wird die Energiewende kommen. In voraussichtlich sieben Jahren, möglicherweise auch schon etwas früher, wird dem Erdgas Wasserstoff beigemischt werden. Spätestens im Jahr 2040 soll Wasserstoff das Erdgas ganz ersetzen.

Dabei ist die Region Heilbronn-Franken mit ihrem starken industriellen Besatz auf eine nachhaltige, bezahlbare und sichere Energieinfrastruktur angewiesen. „Die Situation zu beobachten und in allerletzter Minute zu handeln, ist keine Option“, appelliert Heuser an die Verantwortlichen. „Damit die gute wirtschaftliche Position der Region Heilbronn-Franken erhalten bleibt, muss der Umbau der Energieversorgung sorgfältig und dennoch kurzfristig geplant werden.“ Die Energielieferungen müssten ähnlich verlässlich wie in den vergangenen Jahrzehnten erfolgen, die Preise kalkulierbar und bezahlbar bleiben.

Die Entwicklung einer H2-Transformationsstrategie ist eine Mehrebenen-Aufgabe. Sie startet bei den Rahmenbedingungen der EU und der Einbindung von Regionen in europäische und nationale Wasserstoff-Hauptleitungen (H2-Backbones) und endet bei der zuverlässigen Funktionalität (H2-Readiness) von Gasverteilnetzen sowie bei der (Weiter-) Qualifizierung und verstärkten Ausbildung von Sanitärinstallateuren. „Zwar gibt es eine umfassende H2-Backbone-Planung für Deutschland, für die nächsten zehn bis 15 Jahre ist aber davon auszugehen, dass der aus Norden kommende Wasserstoff nicht ausreichen wird, den baden-württembergischen Bedarf zu decken“, betont Heuser die Dringlichkeit des Themas. Aus diesem Grund gelte es, auf der regionalen Ebene ausreichend Flächen für Wind- und Photovoltaik (PV)-Strom auszuweisen, um auch dezentrale Insel-Lösungen zur H2-Produktion in der Region möglich zu machen.

Mit der Wasserstoffnutzung wachsen zwei zuvor getrennte Energiesysteme zusammen, die zuvor organisatorisch und meist auch gesellschaftsrechtlich separiert waren. Einerseits wird das leistungsfähige Gasnetz ertüchtigt, um zunächst anteilig und später ausschließlich Wasserstoff zu transportieren. Andererseits wird lokal über Photovoltaik oder Windkraft erzeugter Strom zur Produktion von Wasserstoff eingesetzt, insbesondere an den Standorten, die nicht kurzfristig an das Stromnetz angeschlossen werden können.

Vielzahl von Wasserstoff-Kompetenzen in der Region

Die Region Heilbronn-Franken verfügt bereits heute über eine Vielzahl von Wasserstoff-Kompetenzen, die sukzessive in eine ganzheitliche regionale H2-Transformationsstrategie überführt werden müssen. Zu den regionalen Alleinstellungsmerkmalen zählen das DLR als Europas größter Flüssigwasserstoffverbraucher, das RegioWIN Leuchtturmprojekt HYDROGENIUM, das H2-Innovationslabor, die H2-Allianz Main-Tauber und die Wasserstoff-Insel Öhringen der Netze BW.

Die landesweite Aktion zur H2-Bedarfsermittlung ist unter www.h2-fuer-bw.de abrufbar.