Vor dem Abriss gerettet: Denkmalstiftung Baden-Württemberg fördert Instandsetzung des ehemaligen Pfarrhauses in Weinsberg


Die neuen Eigentümer haben es „Dornröschenhaus“ getauft: Überwuchert von Efeu stand das ehemalige Pfarrhaus von Weinsberg wohl seit mehr als 30 Jahren leer. Jetzt soll das Gebäude am Marktplatz wachgeküsst und neu bewohnt werden. Die Denkmalstiftung Baden‐Württemberg unterstützt die privaten Eigentümer bei der Instandsetzung mit einem Zuschuss von 120.000 Euro aus Mitteln der Lotterie GlücksSpirale.

„Der Architekt, der eigentlich den Abbruch dokumentieren sollte, hat sich dafür entschieden, dieses Kleinod selbst zu übernehmen und zu bewahren“, berichtet Prof. Dr. Claus Wolf, Vorstandsmitglied der Denkmalstiftung Baden‐Württemberg, bei der Übergabe des Zuwendungsvertrags an die neuen Eigentümer. „Für Weinsberg ist das ein absoluter Glücksfall, denn das Haus ist stadtgeschichtlich besonders bedeutsam.“

Errichtet in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, diente das Gebäude an der Kirchstaffel 1 bis ins 18. Jahrhundert hinein als Pfarrhaus. 1534 zog hier der Lutherfreund Johann Geyling ein und führte in Weinsberg die Reformation durch. „Die prominente Lage dieses Hauses in einem ortsgeschichtlich bedeutenden Ensemble am Marktplatz entspricht seiner über Jahrhunderte hinweg herausragenden Bedeutung für die Stadt“, ergänzt Wolf.

Um das Fachwerkhaus wieder bewohnbar zu machen, müssen zunächst Schäden am Dachstuhl und an der bergseitigen Wand behoben werden. Hier sind durch Feuchtigkeit bereits starke Verluste in der Substanz entstanden. Im Inneren ist die Ausstattung aus der Barockzeit überraschend gut überliefert. Sie soll restauriert und weitgehend in die neue Nutzung integriert werden. Geplant sind drei Wohnungen mitsamt Büro.

Denkmalstiftung Baden‐Württemberg

Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden‐Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 18 Projekte unterstützt die Stiftung bürgerlichen Rechts bereits in diesem Jahr, zahlreiche weitere werden folgen.

Seit ihrer Gründung 1985 hat sie annähernd 1.700 Vorhaben mit mehr als 66 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden‐Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.